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Auf welchem Wege könnten die Corona-Maßnahmen aufgehoben werden?

[Andreas Neider:]  Immer mehr wissenschaftliche Studien kommen zu der Auffassung, dass die sogenannte „Herdenimmunität“ in der Corona-Krise deutlich näher ist, als bisher angenommen.[1]

Wir hatten in unserem Blog bereits am 18.8. darüber berichtet, warum es eine solche Immunität aufgrund der Beschaffenheit unseres Immunsystems bereits gibt, nämlich aufgrund der Tatsache, dass SARS-COV2 nicht unbekannt, sondern verwandt mit anderen Corona-Viren ist und deshalb von unserem Immungedächtnis erkannt und unschädlich gemacht werden kann, bevor es zu einer ernsthaften Erkrankung und der Bildung von Antiviren überhaupt kommt.

Wegen der nun seit Monaten sinkenden ernsthaften Erkrankungen und vor allem der um 97% gesunkenen Todeszahlen in Deutschland, fragen sich zunehmend mehr Menschen, ob die Pandemie nicht längst zu Ende gekommen ist und die Maßnahmen deshalb aufgehoben werden könnten. [2]

Aber was geschieht in Deutschland? Wie könnten die Politiker aus der selbst gebauten Sackgasse wieder heraus kommen?

Zwischen Weitermachen, „bis die Impfung kommt“, und einer sofortigen Aufhebung aller Maßnahmen bleibt als goldener Mittelweg wohl möglich doch noch der schwedische Weg, das heißt die Freiwilligkeit der Maßnahmen. Denn alles andere  würde letztlich nur zu noch mehr Chaos und sozialem Unfrieden führen.

In Israel, das einen härteren Lockdown als Deutschland praktiziert hat, haben unlängst vier renommierte Wissenschaftler einen  solchen Vorschlag unterbreitet, der sich auf die oben beschriebene Erkenntnis der Funktionsfähigkeit unsers Immunsystems abstützt. Es sind dies:

  1. Prof. Udi Qimron, Leiter der Abteilung für Klinische Mikrobiologie und Immunologie, Medizinische Fakultät der Universität Tel Aviv;
  2. Dr. Uri Gavish, Physiker, Experte für Algorithmenanalyse und biomedizinischer Berater;
  3. Prof. (Emeritus) Eyal Shahar, Epidemiologe, Universität von Arizona;
  4. Prof. Michael Levitt Nobelpreisträger Chemie 2013, Structural Biology, Stanford University

Sie gehen davon aus, dass es nicht notwendig ist, dass ein großer Teil der Bevölkerung sich einer Infektion aussetzen muss (sogenannte Herdenimmunität, die erst durch eine 60% Infektionsrate der Gesamtbevölkerung erreicht wird). Auch in Schweden wurde diese Rate nie angestrebt.

Es lohnt sich, den hier verlinkten Beitrag in Gänze nachzulesen, wir zitieren daraus nur den wichtigsten Teil.[3]

Die Wissenschaftler begründen ihren Vorschlag unter anderem mit folgenden Überlegungen:

„Der bedeutendste Beweis - der die Notwendigkeit einer Infektionsrate von 60% entschieden widerlegt - ist die vorhandene Immunität. COVID-19 hat zum Beispiel mehrere Verwandte (andere Corona-Viren), denen die Bevölkerung ausgesetzt war, und eine solche vorherige Exposition kann einem bedeutenden Teil der Bevölkerung Immunität verleihen. …

Das Virus begann vor mehr als acht Monaten, Menschen zu infizieren, und die Epidemie hat sich bereits auf den größten Teil der Welt ausgebreitet. Dennoch bleibt die Infektionsrate in allen Ländern unter 20 Prozent der Allgemeinbevölkerung. Diese begrenzte Infektionsrate ist ungeachtet etwaiger sozialer Distanzmaßnahmen wie Quarantäne, lokaler oder landesweiter Abriegelung, Tragen von Masken usw. unverändert geblieben. In Schweden z.B. lag die Infektionsrate nicht über 20%, und der Prozentsatz der Menschen, die die Epidemie überlebt haben, liegt bei über 99,9% (!) der Bevölkerung. Dies ist auch in Belgien der Fall, dem Land mit der höchsten Sterblichkeitsrate der Bevölkerung, wo weniger als 20% infiziert waren und mehr als 99,9% der Bevölkerung die Epidemie überlebt haben.

Unter der Annahme, dass etwa 80% der israelischen Bevölkerung über eine Art zelluläre Immunität verfügen - sei es aufgrund früherer Exposition gegenüber Corona-Viren oder aus genetischen oder anderen Gründen - schätzen wir, dass die Epidemie auf natürliche Weise abklingt, wenn 5 bis 15 Prozent der Bevölkerung infiziert sind. Die Implikationen dieser Erkenntnisse sind von größter Bedeutung. Sie fordern die sofortige Aufhebung der meisten wirtschaftlichen Einschränkungen, die sofortige Rückkehr zum normalen Leben der Bevölkerung mit geringem Risiko und gleichzeitig die Unterstützung von Risikogruppen bei der Verringerung der Rate der sozialen Kontakte (z.B. kontinuierliche Überwachung von Pflegeheimen und die Möglichkeit für Lehrer mit Diabetes, von zu Hause aus zu arbeiten). …

Es ist davon auszugehen, dass der Umgang mit der COVID-19-Krise unter die Lupe genommen wird - sowohl unter gesundheitlichen Gesichtspunkten als auch angesichts der öffentlichen Empörung über den Zustand der Wirtschaft. So viele Menschen auf der ganzen Welt haben ihre Einkommensquellen, ihren Lebensunterhalt, ihre Würde und ihre Zukunft verloren. Armut ist ein viel schwerwiegenderer Mortalitätsrisikofaktor als COVID-19, und sie betrifft Kinder genauso wie Erwachsene.

Eine der Schlüsselfragen, die sicherlich gestellt werden wird, ist, ob die Führung in jedem Land in jedem Fall eine würdige Alternative zur Lösung der Krise in Betracht gezogen hat, die nicht so viele Menschenleben kosten oder die Wirtschaft zerstören wird. Länder wie Norwegen, Irland und Belgien haben bereits erklärt, dass sie keine weiteren Abriegelungen vornehmen werden, da der offensichtliche Schaden den zweifelhaften Nutzen bei weitem überwiegt. Um die wirtschaftliche Unsicherheit zu zerstreuen, muss in Israel und anderen Ländern sofort dasselbe erklärt werden. …

Jetzt ist die letzte Chance für die Führung in Israel und anderen Ländern zu erklären, dass ein weiterer Lockdown nicht verhängt wird, weder ganz noch teilweise. Israel hat im Zusammenhang mit der Pandemie enorme Vorteile gegenüber Schweden und anderen Ländern. Die Bevölkerung ist im Durchschnitt viel jünger (nur etwa 11 Prozent der Bevölkerung ist älter als 65 Jahre). Israel verfügt über ausgezeichnete medizinische Leistungen und logistische Fähigkeiten, um Patienten mit schwerer Erkrankung im Krankenhaus heilen zu können.

Der Sommer, der sich wahrscheinlich auch positiv auf die Verbreitung des Virus und seine Sterblichkeitsrate auswirkt, ist besonders lang. Darüber hinaus scheint es in der Region des Nahen Ostens eine hohe natürliche Immunität zu geben, vielleicht als Folge einer hohen Exposition gegenüber Erkältungsviren.

Angesichts seiner ausgezeichneten Öffnungsbedingungen kann Israel nun eine Politik verfolgen, die die gefährdeten Bevölkerungsgruppen schützt, während es gleichzeitig bestrebt ist, die zur Eindämmung der Virusausbreitung erforderliche Immunität zu vervollständigen, lange bevor die 60-Prozent-Schwelle erreicht ist, so dass Israel in den kommenden Monaten, bevor der Winter kommt, am Ende der Krise stehen und damit ein Beispiel für den Rest der Welt geben kann.“

Dieser von den israelischen Wissenschaftlern hier beschriebene Weg könnte sich auch für Deutschland als der richtige erweisen, weil die meisten Voraussetzungen in Deutschland sehr ähnlich wie in Israel sind, einschließlich des durch den Klimawandel für unsere Breitengrade ja mittlerweile wärmeren Klimas, vor allem aber aufgrund der sehr gut ausgerüsteten medizinischen Versorgung und dem generell sehr hohen Lebensstandard eines Großteils der Bevölkerung. Risikogruppen, vor allem an den sozialen Rändern der Gesellschaft sollten dabei natürlich einen besonderen Schutz genießen.

Der Umstieg auf den schwedischen Weg könnte gleichzeitig zu einer enormen gesellschaftlichen Entspannung und vor allem zu einem kulturellen Wiederaufschwung führen, der dann wiederum aufgrund der psycho-neuronalen Zusammenhänge auch unserem Immunsystem gut tun würde.       Andreas Neider

 


 

 

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Kommentare: 5
  • #1

    Cornelis Bockemühl (Mittwoch, 09 September 2020 11:21)

    Rein "seuchenpolitisch" ist die Sache sicherlich ganz genau so zu sehen wie Sie es schreiben, und das verstehen zum Glück auch immer mehr Menschen. Nur: wie kommt man dahin dass das auch Folgen hat? Welche Akteure sind denn überhaupt in der Lage, etwas zu bewegen?

    Politiker sind es gewohnt, nach allen Richtungen zu schielen, Druck und Gegendruck auszubalancieren und den für sie günstigsten Weg zu suchen. In Demokratien geht es um die Wiederwahl, und auch Diktatoren müssen ständig besorgt sein wie sie ihre Macht absichern können. Woher kommt aber Druck? Sicher von Lobbies, aber nicht zuletzt auch aus der Bevölkerung! Kurz: die Politiker schaffen Angst in der Bevölkerung, und die verängstigte Bevölkerung verlangt weitere "Massnahmen" zu ihrer Absicherung, die ihr dann z.B. durch sinnlose Maskenpflichten "gewährt" wird. Ein Teufelskreis also!

    Wer aber heizt die Verängstigung in besonders grossem Masse an? Die Medien selbstverständlich! Während aber noch vor 20 Jahren Medienhäuser, ob nun Radio, Fernsehen oder Zeitungen, richtige Imperien waren, mit Geld und Macht ausgestattet, sodass sie sich auch mal "grosszügig" ein wenig pluralistische Berichterstattung erlauben konnten (und das gelegentlich sogar taten), kämpfen die Medien heute alle um's Überleben, um jedes kleinste Stückchen Aufmerksamkeit, und das erreicht man mit "Aufregern" und daran angehängte möglichst abartige "Debatten" in den Foren. Und dank Internet wird eine "falsche Meinung" dann auch sehr schnell wieder durch Aufmerksamsentzug "bestraft". Also lieber das sagen und schreiben was eine Mehrheit hören und lesen will - und somit den bestehenden Trend nicht steuern, sondern nur darauf reiten. Die Verängstigung füttert also auch hier wiederum sich selber!

    Bliebe noch die Wissenschaft. Gestern hatte ich Gelegenheit, mit einem Epidemiologen zu sprechen, der hier in der Schweiz von der Politik in Sachen Corona durchaus gehört wird. Er war mit mir vollkommen einverstanden dass flächendeckende Maskenpflichten nichts bringen - "aber die Politiker wollen sich damit eben profilieren". Er war auch mit meiner Feststellung sofort einverstanden dass die Zahl der positiven Tests doch als "Navigationstool" durch die Pandemie rein garnichts taugt. Er verwies aber auf die Öffentlichkeitspflicht der Behörden wie dem BAG (in Deutschland wäre das das RKI), die solche Zahlen eben publizieren müssen, die dann von den Medien ohne Sinn und Verstand aufgenommen und skandalisiert werden. Das ist erfreulich zu hören, bringt aber erst mal auch nicht viel weiter!

    Ja, es gibt auch Wissenschaftler die die Dauerpanik aktiv mit anheizen, meist mit ganz "sachlichen" Aussagen wie etwa "...ob Kinder die Pandemie auch weiter treiben können wissen wir einfach nicht". Mit der Folge dass daraufhin landauf landab Lehrkräfte mehr Masken in Schulen fordern. Und dabei hat der Experte doch nur gesagt dass er es nicht weiss - was soll denn daran falsch sein??

    Längst ist der Treiber also die Angst, die neue Angst gebiert, und viele reiten darauf und kochen ihre eigenen Süppchen, die man jetzt anprangern, ausbuhen, beschimpfen oder auch bestrafen könnte. Auch Verschwörungen kann man darauf aufbauen. Angst aber wovor? Vermutlich bei den meisten längst nicht mehr vor der Krankheit: dass die sich inzwischen weitgehend verabschiedet hat begreifen immer mehr Menschen! Vorhanden bleibt die Angst vor Quarantänepflichten und Lockdown, woraus sich dann entweder Angst vor bösen Maskenverweigerern speist (denen man dann aggressiv begegnet), oder man sieht auch schon Menschen, die sich ganz einfach in Selbst-Quarantäne begeben, die also die Aggression gegen sich selber richten.

    Wenn es so weiter geht wird diese Angst vor dem Mitmenschen, die Angst einfach vor allem was lebt, immer stärker werden und sich völlig von allen Pandemien, Viren und politischen Massnahmen emanzipieren und sich verselbständigen: guten Morgen "neue Normalität" - eine angstgetriebene Welt!

    Am Ende hilft gegen Angst ja immer nur Mut. Mut und Besonnenheit. Die Kraft des Einzelnen, der nicht nur egoistisch für sich selber da steht, sondern Mitstreiter sucht, findet und mit ihnen zusammen initiativ wird!

    Demonstriert wird ja jetzt überall, und immer mehr Menschen schliessen sich an, die zumindest empfindungsmässig so ähnliches erleben wie soeben geschrieben. Das freut mich. Besonders gefallen hat mir allerdings eine relativ kleine Veranstaltung, bei der ich leider nicht selber dabei sein konnte: eine Demonstration in Altdorf vor dem Tell-Denkmal! Wilhelm Tell ist ja unser legendärer Nationalheld, den uns gewissermassen ein "Ausländer", Friedrich Schiller, geschenkt hat. "Wir wollen frei sein wie die Väter waren!" Ja! Und zwar nicht nur in der Schweiz, sondern in der ganzen Welt! Wer von den dortigen Reden etwas mitbekommen will kann das tun: https://vimeo.com/cwl

  • #2

    Andreas Neider (Mittwoch, 09 September 2020 12:09)

    Ein Zeichen in der richtigen Richtung des Aufwachens ist die heutige Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestages zu einem Gesetzesentwurf und einem Antrag der FDP zur Aufhebung des Pandemiezustandes durch das Parlament.
    https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2020/kw37-pa-gesundheit-corona-709474?fbclid=IwAR05dFLC85xMpCelTlkk8G9jcUW3591_TuSDaQrkjN8zB_TpSSbHj8VeF7M

  • #3

    Andreas Neider (Mittwoch, 09 September 2020 16:25)

    Die heutige Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestages zur Aufhebung des Pandemiezustandes ist beendet.
    Hier das wohl eher bedenkliche Ergebnis, das allerdings einen Spiegel der derzeitigen gesellschaftlich-politischen Verhältnisse in unserem Land darstellt:
    https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2020/kw37-pa-gesundheit-corona-709474?fbclid=IwAR05dFLC85xMpCelTlkk8G9jcUW3591_TuSDaQrkjN8zB_TpSSbHj8VeF7M

  • #4

    Yvonne Lillig (Donnerstag, 10 September 2020 08:08)

    Ich danke allen für die aufschlussreichen Beiträge, die mich in den letzten Monaten begleitet haben und vor einer einseitigen Beurteilungen der Situation bewahrt haben.
    Leider werden die Zusammenhänge zwischen unserem Immunsystems und der Bekämpfung des Erregers in der breiten Öffentlichkeit kaum diskutiert. Heute habe ich unter "tagesschau.de" gelesen, dass jede Impfung ein Trainingsprogramm für das Immunsystem" sei. Es wird der Eindruck erweckt, dass eine tatsächliche Auseinandersetzung mit einem Erreger eher gefährlich sei und nur eine Impfung uns schützen könne. Dabei haben z.B. auch Kinderärzte darauf verwiesen, dass der Lockdown und die übertriebene Hygiene in Kindertagesstätten nach dem Lockdown, aufgrund mangelnder Auseinandersetzung mit Erregern, eher hinderlich für die Ausbildung des Immunsystems gewesen seien.

  • #5

    Bernhard Wider (Freitag, 25 September 2020 10:28)

    Cornelis Bockemühl hat recht: am Ende hilft gegen die Angst nur Mut. Aber woher kann Mut kommen? Das Gegenteil von Angst ist Vertrauen! Besonnener Mut braucht Vertrauen. Und woher kommt Vertrauen? Aus Erkenntnis und Wissen.
    Jede Aktivität zur Verbreitung von Erkenntnis und Wissen hilft.
    Deshalb auch vielen Dank für diese Internetseite!