Der Lockdown als Kamaloka

[Andreas Neider:]  COVID-19 und der Lockdown haben zu einer Art Kamaloka für viele Menschen geführt. Was soll das heißen? In der nachtodlichen Welt erlebt die Seele die Folgen ihrer Taten auf Erden aus der Perspektive derjenigen, die diese Taten als leidvoll oder schmerzhaft erfahren haben. So wird das Leiden der Anderen zum Leiden der Seele, die dieses Leiden verursacht hat. Weshalb in der christlichen Terminologie auch vom „Fegefeuer“ gesprochen wurde.

 

Und wessen Schmerzen erleben die Menschen nun im Lockdown, in der Ausgangssperre? Es sind die Leiden der Tiere, die seit vielen Jahrhunderten von den Menschen gefangen gehalten und auf entsetzlichste Weise gequält wurden. Man lese nur das Buch von T.H. White, „Der Habicht“, indem der Autor die Leiden beschreibt, die er einem Habicht auf geradezu sadistische Weise zufügt, um diesen in die Gefangenschaft zu zwingen, was ihm zum Glück jedoch nicht gelingt.

Nicht nur auf den Tiermärkten in China, überall auf der Welt werden die Tiere unter grausamsten Bedingungen gefangen gehalten und ihrer Freiheit beraubt. In China wird das nur noch dadurch verstärkt, dass es sich ja auf diesen Märkten um wilde Tiere handelt. Tiere in Käfigen gefangen zu halten und sie somit ihrer Freiheit zu berauben, wird von den allermeisten Menschen überhaupt nicht mehr als ein Unrecht erlebt. Im Gegenteil, man ergötzt sich daran, indem man die Tiere tötet und anschließend verspeist. Oder man bestaunt sie in einem Tierpark und bemerkt dabei nicht, dass es sich eigentlich um einen Lockdown für diese Tiere handelt, eine Gefangenschaft auf Lebenszeit.

Der jetzige Corona-Lockdown wird nicht auf Lebenszeit bestehen bleiben, aber er lässt uns Menschen nun doch bereits in diesem irdischen Leben etwas von jenen Schmerzen erleben, die wir der Tierwelt unablässig zufügen. Ein sonst erst nachtodlich zu erlebendes Kamaloka wird auf diese Weise in unser diesseitiges Bewusstsein gehoben. Wird die Menschheit dadurch zur Besinnung kommen und bemerken, was sie der Natur, der Tierwelt an Schmerzen zufügt?

Rudolf Steiner hat auf diesen Zusammenhang bereits 1912 aufmerksam gemacht, als er bemerkte, dass aus den Schmerzen, die die Menschen der Tierwelt zufügen, in Zukunft die Entstehungsherde seuchenartiger Erkrankungen hervor gehen könnten.[1]

In dem Anfang Mai in der AKANTHOS-Edition-Zeitfragen erscheinenden Buch Corona- eine Krise und ihre Bewältigung versuchen die drei Autoren Michaela Glöckler, Andreas Neider und Hartmut Ramm die Corona-Krise aus solchen und weiteren spirituellen Perspektiven zu verstehen. Sie analysieren sowohl den Verlauf dieser Krise wie auch ihre medizinischen und kosmologischen Hintergründe im Hinblick darauf, wie wir durch eine radikale Bewusstseinsveränderung und die daraus resultierenden medizinischen und sozial-hygienischen Maßnahmen solche pandemischen Erkrankungen wie COVID-19 und die daraus resultierenden Shutdown-Maßnahmen in der Zukunft vermeiden können.

Andreas Neider

 

[1] Vortrag vom 17.April 1912 in GA 143

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Teodora (Dienstag, 03 November 2020 15:29)

    Toll, danke für die verständliche Erklärung.

  • #2

    Martina (Samstag, 31 Juli 2021 21:26)

    Etwas ähnliches habe ich fast befürchtet, aber diese Erklärung ist - Entschuldigung - einfach nur dumm. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob ein Tier in Gefangenschaft aufwächst oder in der Freiheit. Tiere und Menschen sind Gewohnheitstiere, was offensichtlich immer wieder vergessen wird, wenn man Heidi den Komfort einer Großstadt verschaffen will, weil sie ein Recht darauf hätte, ohne aber die Nachteile des Großstadtlebens in Kauf nehmen zu müssen. Aber wo war der Aufschrei, als den Freilauf gewohnte Tiere wochenlang eingesperrt werden mussten, weil irgendwo eine Gans vom Himmel gefallen war? DAS ist Tierquälerei. Im übrigen gibt es das Tierschutzgesetz, und Verstöße sind strafbar. Wer die Entwicklung seit den 1970er Jahren verfolgt, der kann sich des Eindrucks nicht verwehren, dass für die Missstände Utopisten die Verantwortung tragen, die die Quadratur des Kreises für möglich halten.
    Quälerei kann man vermeiden, wenn man das Ziel hat, Tieren Schmerzen zu nehmen. Wer das Ziel darin sieht, Tieren die gleichen Rechte einzuräumen wie den Menschen, macht die Erde zur Hölle für die Menschen, die nicht das Glück von kleinen Kindern und Tieren teilen, weil sie nicht wissen, was sie erwartet. "Erst kommt das Fressen, dann die Moral": Müssen die Menschen die gleichen Fehler immer wieder wiederholen, weil sie wie die Dummen nur aus den eigenen Fehlern lernen? Noch niemals zuvor waren wir dem Ziel so nahe, dass ein menschenwürdiges Leben für alle Menschen möglich ist, aber anstatt nacheinander die noch offenen Baustellen zu schließen, von denen eine zweifellos auch die Massentierzucht ist, wird einfach alles völlig sinnlos kaputt gemacht.