"Leben retten" - eine Frage der Perspektive

[Christoph Hueck:]  Es ist selbstverständlich ein schwieriges Problem, wenn todkranke Menschen nicht angemessen behandelt werden können – wer wollte das leugnen! Es kommt aber auf die Perspektive an. Wenn man die „Rettung von Leben“ als allerobersten Wert setzt, dem man alles andere unterordnet, sind die gegenwärtigen Maßnahmen verständlich – obwohl trotzdem viele Fragen offen bleiben, z.B. an die Verlässlichkeit der Daten. (Man muss sich dann allerdings auch fragen lassen, warum man nicht Milliarden Euro für die Lebensrettung von Flüchtlingen ausgibt.)

 

Ist es aber nicht eine Illusion, von „vermeidbaren Todesfällen“ zu sprechen? Wer nicht mit 80 an oder mit Corona stirbt, stirbt mit 81 an etwas anderem. Gehört denn das Sterben nicht zum Leben dazu? Auch eine vorübergehende Überlastung einiger Krankenhäuser ist kein Grund für einen weltweiten Shutdown. Das ist völlig unverhältnismäßig. Mit einem winzigen Bruchteil der jetzt ausgeschütteten Milliarden hätten Notkrankenhäuser eingerichtet werden können. Die ganze Diskussion hat keine lebensrealistische Grundlage. Sie beruht auf Medienhysterie, theoretischen (und fragwürdigen) Berechnungen und – vor allem – auf Angst. Die Menschen haben Angst vor der eigenen Ansteckung oder davor, Überträger zu werden und andere anzustecken. Und wahrscheinlich haben die Politiker Angst davor, dass sie für tausende Tote verantwortlich gemacht werden könnten.

 

Es kommt dabei auf die Perspektive an. Für eine umfassende Sicht auf das Leben und Sterben, wie sie durch die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners, die Anthroposophie, möglich ist, sind Krankheit und Sterben keine vermeidbaren Zufälle. Sie sind tief im Leben und im individuellen wie im kollektiven Schicksal begründete Krisen und Übergänge, die – oft ungeahnte – Möglichkeiten der geistigen Weiterentwicklung bedeuten. Nicht nur die Anthroposophie, sondern auch hunderttausende von Nahtodeserfahrungen können uns lehren, dass wir auch nach dem Tod weiterleben, dass wir tatsächlich unsterblich sind.

 

Das ist einer der vielen Punkte, über die es sich lohnt, nachzudenken - gerade am heutigen Karfreitag. Corona hat vielleicht das Gute, dass man sich wieder einmal über grundlegende Fragen wie den Sinn und die Bedeutung des Lebens und Sterbens Gedanken macht. 

 

Mit freundlichen Grüßen,

Christoph Hueck 

 

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